Minimalismus ist eine nicht eindeutig definierte Lebensphilosophie, deren Anhänger das einfache Leben bevorzugen. Ein Minimalist konzentriert sich auf die Sachen, die er tatsächlich im Leben benötigt und trennt sich von Dingen die er als Ballast wahrnimmt. So gesehen kann der Minimalismus als Gegenbewegung zur Konsumgesellschaft gesehen werden.
Minimalisten kaufen und behalten demnach fast ausschließlich was diese tatsächlich fürs Leben benötigen. Durch diese Verringerung der Besitztümer haben Minimalisten weniger Angst diese zu verlieren und bleiben auch weniger ortsgebunden als andere Menschen. Vielleicht ist es gerade diese Flexibilität weshalb sich besonders häufig junge Menschen zu dieser Lebensphilosophie hingezogen fühlen.
Konsumgüter oder Statussymbole sind für minimalistische Menschen nicht die primäre Quelle für Lebensfreude oder Selbstverwirklichung und daher erhalten ausgefallene Erlebnisse einen viel höheren Stellenwert. Vielleicht streben Minimalisten gerade deswegen besonders häufig nach außergewöhnlichen Partys, Begegnungen und Abenteuern.
Konsumgüter oder Statussymbole sind für minimalistische Menschen nicht die primäre Quelle für Lebensfreude oder Selbstverwirklichung und daher erhalten ausgefallene Erlebnisse einen viel höheren Stellenwert.
Von außen betrachten wirken Minimalisten auf viele Menschen geizig, mittellos oder gar faul. Dabei sind Minimalisten einfach sparsamer und genügsamer als der Durchschnitt. Durch diese beiden Eigenschaften halten sie unserer Konsumgesellschaft den Spiegel vor und zwingen uns zu einer Selbstreflektion, die viele Menschen vehement ablehnen. Daher werden Minimalisten häufig Ziel für Spott und Hohn. Der Kabarettist und Politiker Roland Düringer ist ein gutes Beispiel für diese Abwertungen.
Ob Minimalisten wirklich glücklicher sind als andere Menschen sei dahingestellt, denn Minimalismus birgt auch weniger gute Kehrseiten in sich. Wenn die Suche nach Erlebnissen überhand nimmt, wird dabei der Blick auf die Karriere oder Gesundheit schnell und langfristig verstellt. Der Starke Fokus auf das Erlebnis kann von wichtigen Themen im Leben ablenken. Die minimalistische Genügsamkeit kann unter Umständen auch mit Bequemlichkeit verwechselt werden und als Ausrede für fehlende Ambitionen missbraucht werden. Denn genügsam zu sein heißt nicht automatisch das Leben „schleifen zu lassen“.
Ich persönlich bin zwar kein Minimalist, dennoch finde ich diese Lebensphilosophie sehr spannend. Vor allem zeigt der Minimalismus auf, wie viel Raum Konsumgüter in unserem Leben einnehmen. Vor lauter Streben nach weiteren Statussymbolen verlieren wir häufig die wirklich wichtigen Dinge aus den Augen. Darunter leiden unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, Hobbys, und unser gesundheitliches Wohlbefinden.
Daher wäre es bestimmt kein Schaden, wenn wir uns etwas näher mit Minimalismus auseinandersetzen. Vielleicht gelingt es uns dabei unsere Wohnungen zu entrümpeln – nicht um Platz für Neues, sondern um Platz für unser Selbst zu schaffen.
Seit 2011 arbeite ich als Psychotherapeut in freier Praxis in 1180 Wien. Ich unterstütze meine Klienten mit meiner Expertise und persönlichen Erfahrung in verschiedenen Lebenskrisen. Als Therapiemethodik kombiniere ich die integrative Gestalttherapie mit einem tiefenpsychologischen Ansatz.